Erfahrungen in der Körperverhaltenstherapie
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"Meine Lebensreise bewegt sich gerade in eher gemäßigten Gewässern mit wenig an Strudeln....... doch wie immer wohnen auch die Krokodile im Lebensfluss und es gibt Klippen darin. Ich bin mittlerweile geübter darin geworden, mein Schiff zu steuern, Klippen zu umschiffen und mich den Krokodilen zuzuwenden. Und: ich habe weiterhin wirklich fürsorglich und sorgsam auf mich und meine Grenzen zu achten, denn sonst bekomme ich ziemlich prompt (seelische) "nasse Füsse" im Randgebiet des Seelen-Sumpfes.
Dabei sind mir das Achtsamkeits-Probieren (und auch die Feldenkraisfragen) immer wieder hilfreiche Weggefährten, auch darin, meine eigenen Muster und Gewohnheiten immer besser zu spüren und aufzuspüren. Ich bin sehr dankbar dafür, diese Möglichkeiten für mich zu kennen und pflegen zu können. Ich weiß nicht, ob sie ohne meine Krise jemals in mein "Reisegepäck" hineingekommen wären. In jedem Fall wäre das zu einem deutlich späteren Zeitpunkt gewesen." (A.D.)
"Der Achtsamkeitskurs ist für mich immer wieder etwas, woran ich mich im Alltag erinnere, damit es mir wohler wird, wenn es um mich herum turbulent zugeht und andere meinen, an mir zerren zu müssen. Die Arbeitswelt überschlägt sich zur Zeit um mich herum wieder mit Veränderungen, nach bereits ständigen Veränderungen. Da heißt es achtsam und wachsam in der eigenen Mitte zu bleiben.
Außerdem habe ich 2 über 80jährige Elternteile, sowie 2 über 80jährige Schwiegereltern, die alle kränklich sind. Hier sind mein Mann und ich am Versorgen und Organisieren, dass der Tagesablauf geregelt ist. Durch die Parkinsonerkrankung helfen wir abends meinem Vater ins Bett. Durch heben meines Vater's hat sich mein Mann vor Wochen einen Bandscheibenvorfall zugezogen. Ich hebe meinen Vater nicht, sondern "leite" ihn durch sanfte Berührung mit Hilfe des Bodens und der Schwerkraft und seiner Mithilfe ins Bett. Selbst daraus mache ich eine Probiersituation, um Leichtigkeit rein zu bringen. Es hat mich begeistert. Das war jetzt eine kleine Erfahrung." (A.S.)
"Wo würde ich denn stehen, wenn sich mir die Chance der Achtsamkeit nicht geboten hätte? - Ich kann mir das nicht vorstellen. - Hier und da ein paar Minuten mit Qualität machen schon einen riesigen Unterschied zum gewohnten Vor-Sich-Hinleben und Verloren-Sein im Alltag. Dennoch bleibt es schwierig, zumindest gelegentlich zu den seltenen Momenten des bewussten Wahrnehmens zurückzukehren; tausend Gedanken und Dinge scheinen es nur darauf abgesehen zu haben, mich davon abzuhalten. Achtsamkeit, einmal erlebt, ist nicht mehr wegzudenken, und schwer zu vermitteln an diejenigen, die nach bestimmten Übungen oder Vorgaben suchen, anstatt sich selbst auf eine Entdeckungsreise zu begeben. Ein herzliches Dankeschön an alle, die sich dem Vermitteln der Achtsamkeit widmen und damit das Leben anderer - mich inbegriffen - bereichern." (B.B.)
"Zum achtsamen Verhalten finde ich den körperlichen Zugang oft durch das bewusste Er-leben mitunter ganz einfacher Körper-Übungen, die ich weniger streng, eher spielerisch, auch durch rein gedankliche oder minimalistische Bewegungen ausführe. Mehr und mehr gelingt dies mir auch integrativ, d.h. schon unbewusst - fortdauernd." (S.E.)
“Ich habe natürlich mein Versprechen eine Erfahrung für die Körperverhaltenstherapieseite aufzuschreiben nicht vergessen. Aber es fällt mir einfach(!) schwer im Moment meine Gedanken zu formulieren. Vielleicht weil ich mich und mein Leben aktuell so "unspektakulär" erlebe; immer klarer bin auch in äußerst unklaren beruflichen Gemengelagen; immer weniger emotionale Ausbrüche inszenieren muss, die mir eine Pseudo-Wichtigkeit geben - auch vor mir selbst; immer noch achtsamer wahrnehmen kann, welche Wirkung Außenreize/Menschen/Situationen auf mich haben und immer wieder rechtzeitig und gut für mich sorge und nicht mehr in jedes Loch falle, das sich auf meinem Weg auftut; und wenn ich hineinfalle mich nicht selbst noch weiter geißeln muss, dass ich hineingefallen bin; mir selbst immer klarer werde, inwieweit ich bereit bin mich (nicht mehr) zu verausgaben und mutiger werde eventuell entsprechende Konsequenzen zu tragen -meine aktuellen 100% sind bei weitem nicht mehr diejenigen 100%, die ich noch vor 2 Jahren als Maßstab hatte :-) Ich habe mich in den letzten Monaten, auch nach meinem letzten Besuch im Januar in B-B, noch besser kennengelernt und neue Facetten an mir entdeckt: ich habe keine Lust mehr immer so schnell zu sein, ich fühle mich nicht mehr "automatisch" für das Heil der Welt und insbesondere das Funktionieren meines Amtes zuständig, es gefällt mir mir selbst etwas Gutes zu tun (Reiten lernen, orientalisch tanzen, wenig Fernsehen, Stille). Kurz gesagt, ich bin ganz gut in Kontakt mit mir - obwohl es außen herum relativ hektisch zugeht - und es fällt mir ziemlich leicht und ich bin überzeugt davon, dass ich mich ohne Ihre Unterstützung und ohne Ihre Impulse -wenn überhaupt- nur nach weiterem Leiden auf diesen Weg mit mir und zu mir gemacht hätte. Und das beste ist: der Weg ist (hoffentlich) noch lange nicht zu Ende. Und immer noch gilt jeden Tag mindestens ein Gedanke der Masse, der Schwerkraft und meinem Wohlergehen, das damit hoffentlich auch auf meine Umgebung wirkt.” (A.T.)
“Ich leide z.Z. akut unter heftigen Schmerzzuständen mit starken Muskelverspannungen im Rücken bis hin zu geschwollenen Hand-, Fuß-, Finger-, Kniegelenken, die in jeder Bewegung schmerzen und eingeschränkt sind. Der Brustkorb schmerzt bei tiefen Atemzügen und ist in seinem Atemvolumen nur bis zu einem Drittel seines normalen Vermögens dehnbar. Die Atmung ist flach und findet nur zwischen Zwerchfell und Schlüsselbein statt. Dies hat zur Folge, dass sich die Verspannungen weiter manifestieren, die Gelenke sich stauen. Durch die Probiersituationen aus den Achtsamkeitskursen gelingt es mir, mich dem Boden und der Schwerkraft anzuvertrauen. Die spürbare Erfahrung, getragen zu sein (ich muss nichts halten, alles geht ganz leicht) hat zur Folge, dass von bestimmten Muskelbereichen die Spannung abfällt, der Körper sich leicht und durchlässig anfühlt. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Atmung sind direkt beobachtbar: der Brustkorb dehnt sich weit. Ich bemerke, wie die Atmung wieder fließen kann bis hin zu den Knie- und Fußgelenken. Die spürbare körperliche Erholung, die sich für mich ergibt, ist eine Wohltat, nicht nur für meinen Körper, sondern auch für meine Seele und meinen Geist. Denn die Gefühle und Gedanken können sich lösen von starren Mustern und kommen buchstäblich "ins Atmen". Auf einmal erscheint die ganze Krankheitssituation unter einem anderen Licht und Hoffnung auf Gesundung tritt ein.” (A.D.)
“Gerne erinnere ich mich an diesen Kurs! Seither verbinde ich meine Feldenkrais-Arbeit mit der Achtsamkeit der Gindler-Arbeit. Ich selbst lege mich gelegentlich nicht nur zu ATMs auf den Boden, sondern auch zum achtsamen Aufstellen eines Beines. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell ich dabei zur Ruhe und zu mir selbst komme!Ich habe auch bisher zwei Mal mit der Musik experimentiert. Überraschenderweise wirkte das Stück auf mich beim zweiten Hören anders! Ich war auf die Dissonanzen und Brüche eingestellt und es gab weniger Widerstände in mir. Außerdem stellte sich mehr Neugierde ein, die Fassetten des Musikstücks zu entdecken. Ich freue mich schon sehr auf auf den nächsten Achtsamkeitskurs, der für Ende April von Ihnen angekündigt wird. Ich möchte gerne daran teilnehmen!" (L.S.)
"Ja, es geht wirklich leichter, einfacher, durch Verlagerung meines Gewichtes, durch Abgeben meines Gewichtes, durch langsames Aufbauen meiner Statik, Stein für Stein, nein Wirbel für Wirbel, bis ich im Gleichgewicht bin bzw. stehe. Es funktioniert!" (N.W.)
"Erstes Erleben war: überraschend, beruhigend, gab mir maximal gespürte Entspannung, hat mich tief berührt, gab mir inneren Frieden" (A.U.)
"Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl, mich zu spüren!" (D.L.)
"Es war das erste Mal, dass ich bei dem Versuch, den Hocker anzuheben, das Gefühl hatte, als würde es in meinen Füßen magnetisieren. Eine so klare Beziehung zur Schwerkraft hatte ich noch nie. Ich konnte den Hocker spürbar leicht anheben" (A.R.)
„Zen und Achtsamkeit haben für mich viel gemeinsam. Beide treffen sich u.a. bei ihrem ganzheitlichen und humanistischen Ansatz. Es geht dabei in erster Linie bei beiden nicht darum, den Übenden/Patienten mit Theorie zu versorgen, sondern ihn von Anfang an mit der Ausführung/der Praxis vertraut zu machen. ((...)) Selbstwesenschau ist ein zentraler Begriff im Zen – sich erleben / erfahren, wie man wirklich ist. Über das zur Ruhe kommen, die Sitzhaltung, die Beobachtung des Atems, die Entwicklung von Konzentration und Entspannung, die Aufmerksamkeit, die wir unseren inneren Vorgängen entgegenbringen, das Loslassen und Nichtdenken (Denken des Nichtdenkens), die besonderen Anleitungen für Gehen, Stehen und Liegen, die Regeln für den Ablauf der Lektionen führen zur Begegnung mit sich. Der Übende lernt zu sehen, zu fühlen und Erwartungshaltungen abzubauen (zumindest am Übungsplatz), um dem reinen Empfinden möglichst wenig entgegenzustellen oder beizumischen“ (T.G.)
„Heute und in der letzten Achtsamkeit((sgruppe)) hatte ich das Gefühl, mein Körper braucht viel mehr Zeit zwischen den Aufgaben, um auf das Probierte zu reagieren. Heute habe ich versucht, mir mehr Zeit zu lassen, und einfach weniger gemacht. Ich habe z.B. bei der Aufgabe mit dem Tennisball probiert, anzuhalten, innezuhalten, zurück zu gehen und erneut zu probieren“ (A.R.)
„Ich kam in der Klinik an mit starken, ständigen Rückenschmerzen. In der Achtsamkeitsgruppe gelang es mir zuerst nicht, meine Lendenwirbelsäule zu beugen. Wenn ich nun stehe und den Boden sehr sicher unter mir fühle, schaffe ich diese Bewegung ohne Anstrengung. Ich bin fast schmerzlos und ich fühle mich sicher. In Angstphasen verliere ich den Boden unter den Füßen. Ich gewinne nun Vertrauen in mich selbst. Mein Körper und ich bilden wieder eine Einheit. Ich habe hier in der Klinik nicht mehr das Gefühl, neben mir zu stehen und mich nicht zu erkennen“ (A.N.)
"Diese Selbst-Körpererfahrung möchte ich nicht vermissen. Ich habe wieder Vertrauen (hatte ich es jemals??) in meinen Körper. Das Fallenlassen unter Ausnutzung der Schwerkraft erzeugt bei mir Euphorie, Ruhe und Gelassenheit. Ich kann mir diesen Zustand, sooft ich will, zurückholen. Ich bin schmerzfrei geworden, selbst nach der unangenehmen 'Nudelholzsitzung'. Ohne Schmerzen zu sein, ist ein neues Lebensgefühl.
Die Füße: es ist eine Lust zu gehen. Ich probiere es aus in einer Ladenstraße, halte inne, atme durch und schreite weiter. Mit diesem neuen Bewusstsein zu leben, wird sich meine Lebenswelt verändern...." (A.K.)
„Ich bin 53 Jahre alt und war der Meinung, mein Leben meisterhaft im Griff zu haben. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich kurz hintereinander von zwei Hörstürzen überrascht wurde. ... Wie armselig meine Wünsche waren, erfahre ich nach und nach. Ich war zunächst gar nicht in der Lage, meine Empfindungen, Gründe der Erkrankung oder eigene Bedürfnisse zu benennen. Ich hatte das Gefühl, mich vergessen zu haben. Plötzlich konnte ich weinen. Ich war verwundert und beschämt über diese Gefühlsregung. ((...)) Die Tränen liefen dann, wenn ich ganz nah bei mir war, z.B. beim meditativen Malen, in der Feldenkraisstunde und in der Achtsamkeitsgruppe. Es waren anfangs Tränen der Traurigkeit, der Verbissenheit, weil etwas nicht klappte wie gewohnt, aber zunehmend Tränen der Freude, darüber mit so wenig viel zu erreichen. Herausfinden, was mir gut tut! Mir darf wohl sein!! Dieser Satz aus der Achtsamkeitsgruppe hatte eine große Wirkung auf mich. Es purzelten viele Ereignisse aus meinem Leben durcheinander. Ich fing an, mein bisheriges Leben nach Themen zu ordnen und sie zu beleuchten.... Ich fange an, die stillen Stunden zu genießen. Ich spüre manchmal ein Gleichgewicht in mir. Dies rührt mich sehr an. Ich spüre Veränderungen in der Lendengegend, eine Leichtigkeit... Ich habe das Gefühl, meine Arme schwingen frei neben meinem Körper. Ich habe das Gefühl, hoch erhobenen Haupts zu gehen... Hier durfte ich das erste Mal über den Tod meines Vaters.... weinen.... Ich habe meine gescheiterte Ehe beleuchtet.... Ich habe in all den Jahren nach der Scheidung nie über die Möglichkeit einer neuen Partnerschaft nachgedacht. Hier durfte ich darüber weinen, reden und nachdenken. Ich kann mich nun neu orientieren, und ich kann mir durchaus vorstellen, mich auf eine neue Partnerschaft einzulassen, mich auf etwas zu freuen, das mir gut tut und das ich möchte. Ich darf glücklich sein. Hier beleuchtete ich meinen Arbeitsplatz.... Anfangs gab ich diesem System den größten ‚Schuldanteil’ an meinem Hörsturz. Inzwischen erkenne ich jedoch auch meine Anteile, die dazu beigetragen haben, in diese Situation zu geraten. Mein Perfektionismus, meine hohen Ansprüche, meine Angst vor Enttäuschung und Kränkungen oder dass ich vergessen habe, mich abzugrenzen, haben dazu geführt, dass ich nun einen Hörsturz bekam. Manchmal bin ich froh, dass der Hörsturz zu mir kam....“ (D.H.)
„Nun ist die ((angestrengte Arbeitsphase)) rum, alle sind ein wenig geschlaucht, nicht zuletzt von der Sommerhitze, und ein paar Tage Ausschlafen werde ich schon brauchen. Leere Akkus bedeuten aber nicht gleichzeitig ein Ausgezehrtsein. Es geht mir hervorragend, ich komme seit Monaten aus dem Staunen über mich nicht wirklich heraus. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich so viel so dauerhaft und dabei so mühelos leisten kann. Ich bin baff, wann immer mir auffällt, wie locker ich bleiben kann trotz Hektik und Zeitdruck. Oder wie ich lockerlassen kann, wenn ich mit meinem (immer noch vorhandenen) Drang, zu viel zu tun, mich mit allzu viel Kraft und allzu viel Spannung irgendeiner Tätigkeit widme. Es kann auch angestrengtes Sitzen sein. Ach, mir fällt so vieles auf, unendlich positiv und oft auch noch negativ, so dass ich Tag für Tag einen kleinen Schritt gehe in Richtung, mehr zu tun, was mir gut tut und mehr zu lassen, was mir eher schadet in diesem Moment. Manchmal gehe ich auch einen oder zwei Schritte zurück. Und das gehört für mich auch dazu“ (E.N.)
„Veränderungen meines konkreten Verhaltens aus der Begegnung mit der Jacoby/Gindler-Arbeit: 1. Das Fernsehgerät wurde aus dem Schlafzimmer verbannt. 2. Seit fast einem Jahr schlafe ich auf Filzmatten... 3. seit einigen Monaten den bequemen Bürosessel mit einem Hocker getauscht… 4. Ich achte zunehmend darauf, eine Sonnenbrille im Auto mitzuführen... 5. Generell erlebe ich mich in zunehmendem Maße achtsam gegenüber meinem Körpergefühl… Die Botschaft, die sich mir tief eingeprägt hat ist, dass ‚es nichts gibt, was nichts mit mir macht’. Hätte ich diesen Grundsatz bereits früher gekannt und mich mein Leben lang dem entsprechend verhalten, bin ich überzeugt, meine jetzigen Probleme nicht zu kennen. Die Vorstellung, dass der drückende Rucksack, das stundenlange schiefe Sitzen beim Autofahren oder auch die Distanziertheit meiner Eltern mir gegenüber nichts machen, ist nach meiner jetzigen Erkenntnis töricht. Wesentlich ist hier die Differenzierung in ‚Empfinden’ und ‚Wahrnehmen’. Alle diese Unannehmlichkeiten habe ich mein Leben lang empfunden, sie haben mich geprägt, verändert, krank gemacht; ich habe sie jedoch kaum oder gar nicht wahrgenommen. ... Die Forderung Elsa Gindlers, ‚wahrnehmen, was wir empfinden’, halte ich für eine der tiefgreifendsten, hilfreichsten Lehren überhaupt!“ (R.Z.)
„Ich glaube, dass ich heute etwas achtsamer durch das Leben gehe. Vor allem Wartezeiten und Bahnfahrten nutze ich zu Achtsamkeitsübungen.“ (N.T.)
„Ich schneide Rosen und gehe mit jeweils 7 oder 8 gerade geschnittenen piksigen Zweigen zum Feuerplatz, um sie dort abzulegen.
Kommt mein Mann und fragt: ‚Willst du nicht einen Korb haben? Dann kannst du die Zweige sammeln und hintereinander weg schneiden und musst nicht dauernd laufen.’
Ich: ‚ Nein, das tut mir gut, wenn ich zwischendurch immer ein paar Schritte gehe.’
Er: ‚Aber dann brauchst du doch so lange.’
Ich: ‚Warum sollte ich schneller sein?’
Er: ‚Dann bist du schneller fertig mit dem Rosen schneiden und kannst hinterher etwas machen, was dir Spaß macht.’
Ich: ‚Aber wenn mir das langsame Rosen Schneiden so schon Spaß macht, dann brauche ich doch hinterher nichts, das den mangelnden Spaß kompensiert.’
Er: ‚Aber das ist doch ineffektiv.’
Ich: ‚Warum soll ich effektiv sein?" (Was immer dabei Effektivität auch bedeutet!!)
Er: ‚Damit du dich nachmittags und abends mit gutem Gewissen ausruhen kannst von dem, was du gearbeitet hast.’
usw. usw. usw. ... Es versteht irgendwie keiner. Ich tue etwas von vornherein mit Genuss - auch wenn das ‚Pflichtarbeiten’ sind - und es sieht nicht so aus, wie wir uns in unserer westlichen Welt Effektivität vorstellen. Dass das mehr Sinn macht, auch wenn es länger dauert, als tausend Dinge hastig durcheinander zu tun, schnell und mit schmerzenden Gliedern. Die man dann hinterher ‚mit Wonne’ ausruhen soll. Dass der Wert an sich schon in dem liegen kann, was man tut - in dem, was eigentlich ‚Pflicht’ ist. Und dass es nicht so sein muss, dass Pflicht schnell, möglichst mit Unwohlsein verbunden, abgearbeitet werden muss, um sich dann hinterher davon auszuruhen. - Das ist so ein bisschen das, was ich meinte, als ich sagte, Achtsamkeit hat sich inzwischen in meinem Alltag etabliert. Es ist keine philosophische Kategorie oder nichts, was ich vorwiegend außerhalb meines normalen Lebens probiere. Dass ich das trotzdem hin und wieder tun kann, kommt noch dazu, so als add on.“ (D.R.)